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jüdischer kulturklub
ost berlin.

Jüdische Remigrant:innen kehrten ab 1945 in die SBZ/DDR zurück, um ein „neues, besseres“ Deutschland mit aufzubauen, viele von ihnen bekleideten bald wichtige Positionen in Kultur, Politik und Wissenschaft. Doch bereits in den 1950er Jahren kam es zu antisemitischen Schauprozessen, jüdische Kulturschaffende verloren ihre Posten, wurden aus der SED ausgeschlossen oder inhaftiert . Wenige Jahre nach der Shoah verließ die Mehrheit der Juden die DDR wieder. Nach dem Sechstagekrieg wurden jüdische Intellektuelle von der Staatssicherheit systematisch überwacht. Bis heute ist die (staatliche) antisemitische Verfolgung in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Ende der 80er Jahre lebten nur noch 400 Jüdinnen und Juden in der DDR, die meisten waren geflohen. Diejenigen, die geblieben waren, verstanden sich trotz allem bis an ihr Lebensende als Kommunisten.

Der Jüdische Kulturklub Ostberlin beschäftigt sich mit Leben und Wirken jüdischer Remigrant:innen und ihrer Nachkommen, aber auch mit Erinnerungskultur und Antisemitismus in der DDR. Während es sich heute weitgehend durchgesetzt hat, das Leben in der DDR auf ein Leben in einer Diktatur zu reduzieren, zwingt die Beschäftigung mit Leben und Werk jüdischer Remigrant:innen zur Differenzierung. Sie bezeugen zivilgesellschaftliche Kämpfe in allen Epochen der DDR – und ihres Scheiterns. Die in den politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart oft wiederholte These, das ostdeutsche Demokratieproblem sei den autoritären Verhältnissen in der DDR geschuldet, wird durch die Sichtbarmachung dieser Kämpfe zugleich bestätigt und in Frage gestellt. Die Behauptung, es habe in der DDR keine Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus oder Shoah gegeben, wird durch die Werke jüdischer Remigrant:innen ad absurdum geführt. Gleichzeitig zeigt die Auseinandersetzung mit ihnen , wie ideologisch überformt viele dieser Werke auf ästhetischer Ebene waren und macht die ideologische Instrumentalisierung der Künste in der DDR deutlich. Der Jüdische Kulturklub Ostberlin organisiert öffentliche Filmabende, Lesungen, Podien und Performances, aber auch nicht-öffentliche Workshops, in denen einzelne Werke oder Aspekte der Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR thematisiert werden. In Diskussionen und Workshops mit Kindern oder Enkeln der Remigrant:innen, wird spürbar, wie ambivalent und schmerzhaft die Position ihrer Familien in der DDR war.

Können (ästhetische) Auseinandersetzungen mit konkreten Werken und Biografien dazu beitragen, mehr Ambivalenz in der Diskussion über die DDR zuzulassen? Können Literatur, Film, Theater und Musik Aufschluss darüber geben, wie dieses Land funktionierte, über das so viel gestritten und gleichzeitig noch immer geschwiegen wird? Können diese Werke einen Beitrag leisten, die ideologisch erstarrten Auseinandersetzungen um DDR und Ostdeutschland aufzubrechen? Und welche Bedeutung hat dies alles für die Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rechtspopulismus heute?

Neben Filmveranstaltungen, szenischen Lesungen, Performances und Workshops bietet der Jüdische Kulturklub auch Fortbildungen für Kulturinstitutionen an, die sich mit Antisemitismus und Erinnerungskultur in der DDR befassen oder befassen möchten. Die Fortbildungen setzen einen Schwerpunkt auf Aspekte der DDR-Geschichte, kontextualisieren diese jedoch innerhalb der Geschichte des Antisemitismus und der Erinnerungskultur nach 1945 insgesamt.

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